Interview
07.08.2023
Maja Hoock (Pfizer Healthcare Hub) im Interview über die Zusammenarbeit mit Startups im Bereich DiGA
Können Sie sich bitte zuerst kurz vorstellen?Maja Hoock: "Gerne! Ich bin seit Oktober 2022 Innovation Lead und Leiterin des Pfizer Healthcare Hubs Berlin. Gemeinsam mit meinen Kolleg:innen bin ich dafür verantwortlich, die Digitalisierung bei Pfizer weiter voranzutreiben. Das heißt: Wir arbeiten mit unseren Fachabteilungen daran, dass DiGAs, andere Gesundheits-Apps, digitale Plattformen und Wearables unsere Therapien bestmöglich ergänzen. Dazu kooperieren wir mit externen Startups und unterstützen diese auf der anderen Seite dabei, ihre Produkte auf dem Markt zu etablieren."Wie suchen Sie nach den passenden Unternehmen, mit denen Sie zusammenarbeiten möchten?Maja Hoock: "Wir tauschen uns ständig mit unseren medizinischen Abteilungen aus, um herauszufinden, für welche Indikationen und z.B. Pipeline-Produkte DiGAs und Co. sinnvoll sind und wie sie aussehen müssen, um den bestmöglichen Nutzen für unsere Patient:innnen zu gewährleisten. Dann screenen wir den Markt nach geeigneten Startups mit Hilfe interner und externer Datenbanken sowie Bewerbungen, die bei unserem digitalen Matching-Test auf der Hub-Website (News | Pfizer Healthcare Hub) eingehen. Dort können Startups direkt prüfen, ob wir zusammenpassen. Wenn alle Parameter stimmen, können die Startups ihre Pitchdecks einreichen und Termine mit dem Healthcare Hub anfragen. Wir besuchen außerdem regelmäßig Startup-Events im Health-Tech-Bereich und werden von unseren Partner- Accelerators und -Hubs auf Startups hingewiesen."Was sind die wichtigsten Punkte, die Startups bei Kooperationen mit der Pharmabranche beachten sollten?Maja Hoock: "In einer idealen Welt sollten die grundlegenden Daten, KPIs und Prozesse schon definiert sein, bevor Startups auf Pharmaunternehmen zugehen - ebenso wie die grundlegenden Marketingaussagen. Sie sollten wissen, was ihr Alleinstellungsmerkmal ist, wie es in unser Portfolio oder die Pipeline passt, und welche Needs der Patient:innen mit der DiGA adressiert werden. Das ist unsere Sichtweise - aber ich denke, es ist sehr wichtig zu betonen, dass wir uns als Unternehmen in gleicher Weise an die Startups wenden. Sie sind wichtige digitale Innovatoren - und wir wollen ihnen auf Augenhöhe begegnen."Gibt es weitere Faktoren zu beachten, wo Pharma-Unternehmen anders ticken als Startups?Maja Hoock: "Startups sollten sich darüber im Klaren sein, dass insbesondere die Registrierung einer erstattungsfähigen DiGA mit vielen Hürden verbunden ist und selbst bei erfahrenen Unternehmen Zeit und Energie beansprucht. Zum anderen dauern auch alltägliche Prozesse oft länger als bei agilen Startups, da es viele Regelungen gibt, die wir beachten müssen: Das reicht von Studienanforderungen bis hin zu Beschränkungen für Social Media Marketing. Es ist wichtig, Unterschiede im Workflow gut zu kommunizieren, damit es später keine Konflikte zu Deadlines oder ähnlichem gibt. Wenn es um die Einführung und Umsetzung geht, müssen Startups zudem mit Werkzeugen und Prozessen umgehen, die das Partnerunternehmen einsetzt - wie CRM (Customer Relationship Management), Kundendienst, Rechnungswesen, Reklamationen und so weite."Was sind Erfolgsfaktoren für erfolgreiche DiGA-Kooperationen?Maja Hoock: "Das Commitment der obersten Führungsebene ist von entscheidender Bedeutung. Weiter müssen die Grundlagen mit der Rechtsabteilung abgestimmt sein. Machen Sie klar und deutlich, worum es bei der Zusammenarbeit geht und welche Rechte und Pflichten beide Partner haben. Drittens: die Kooperation auf Augenhöhe mit Startups. Gründer:innen stecken viel Zeit und Mühe in ihr Unternehmen. Wenn sie das Vertrauen in ihre Kooperationspartner verlieren, ist das Ergebnis der Zusammenarbeit in Gefahr. Ein regelmäßiger persönlicher Austausch mit festen Ansprechpartner:innen ist daher sehr hilfreich."Welche zusätzlichen Partner können beim Aufbau und der Stärkung des Pharma-Ökosystems eine wichtige Rolle spielen?Maja Hoock: "Die Institutionen des Bundes auf der einen Seite. Es ist sehr wichtig, dass die Gesetzgebung die Digitalisierung des Gesundheitswesens erstens ermöglicht und zweitens in einem angemessenen Tempo vorantreibt. Eine weitere Rolle spielen die Branchenverbände, die Unternehmen und Startups zusammenbringen. Patient:innenorganisationen zeigen uns zudem, welche digitalen Gesundheitsanwendungen gebraucht werden - und welche nicht. Nicht jedes digitale Tool ist automatisch nützlich. Der Pfizer Patientendialog fördert den Informationsaustausch mit rund 100 Patient:innenorganisationen. Auch die DOLs, also digitale Meinungsführer:innen, werden immer wichtiger. Sie eröffnen der Pharmaindustrie neue Zielgruppen, denn sie müssen nicht mehr klassische HCPs sein, sondern können auch Patient:innen und Influencer:innen sein. Das ist enorm wichtig, gerade für unsere digitalen Produkte." ysura bedankt sich herzlich für das Interview von Frau Hoock - hier geht’s zum Healthcare Hub Berlin.
Zusammen mit ihren Kollegen treibt Maja Hoock als Innovation Lead des Pfizer Healthcare Hubs Berlin die Digitalisierung des Unternehmens voran. Das Unternehmen ist auf der Suche nach passenden Startups, die DiGAs und andere Gesundheits-Apps entwickeln und die Therapien von Pfizer ergänzen können.